FÜRNSAL
   


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Aus der Ortsgeschichte

(Auszug aus der Ortschronik)


Ersterwähnung

Fürnsal wird um 1103 erstmals urkundlich genannt. Um 1103 gab ein Adliger namens „Fridericus de Swaldorf“ (Friedrich von Schwalldorf) dem Kloster Hirsau eine halbe Hufe „iuxta Virnsul“ (= bei Fürnsal). Schwalldorf ist ein Dorf bei Rottenburg am Neckar, es liegt auf der Gäuebene südlich des Neckars. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts werden Edelfreie von Schwalldorf erwähnt. Ihr A-delssitz in oder bei Schwalldorf ist nicht bekannt. Zu dieser Familie von edelfreien Adligen gehörte der um 1103 urkundlich genannte Friedrich von Schwalldorf. Warum er Güter bei Fürnsal besaß und weshalb er eine halbe Hufe dem Kloster Hirsau schenkte, auf diese Fragen gibt die historische Überlieferung mangels Quellen keine Antwort. Von Bedeutung ist hier in erster Linie die Tatsache, dass die Schenkung des Friedrich von Schwalldorf um 1103 die erste schriftliche Nennung des Orts Fürnsal überhaupt darstellt. Mit größter Wahrscheinlichkeit existierte die Siedlung schon vor 1103, jedoch gibt es dafür keine schriftlichen Belege.

 

Im Jahre 1288 ist ein Ortsadel von Fürnsal erwähnt. In einer Urkunde von 1288 wird ein Waltherus de Firnsul (Walther von Fürnsal) als Zeuge Eberweins, Schultheißen von Dornstetten, genannt. Wo Walther von Fürnsal wohnte, ob in einem befestigten Haus oder in einer sonstigen Befestigung in Fürnsal, ist nicht bekannt.

 


Siedlung und Gemarkung

Fürnsal ist eine Rodungssiedlung des Hochmittelalters. Der Siedlungsname soll sich entweder von „Vier-Zahl“, also eine Siedlung der Vier (vier Höfe oder Hofinhaber) oder „bei der alten Säule“ (Firn = alt; sal = Pfeiler oder Säule) herleiten. In der Nähe von Fürnsal, auf dem Bettenberg, soll eine römische Signalsäule gestanden sein. Zwischen Dornhan und Fürnsal verlief eine Römerstraße (späterer Heerweg). Es ist denkbar, dass in der Nähe des heutigen Fürnsal eine römische Läugen-säule oder ein säulen- oder pfeilerartiger Wegweiser stand. Nachzuweisen sind die Namensdeutun-gen „bei der alten Säule“ und „Vier-Zahl“ jedoch nicht.

 

Die Siedlung Fürnsal entstand an einer Altstraße, dem sogenannten Heerweg. Dieser Heerweg war eine alte römische Militärstraße, welche von Windisch (Vindonissa) in der Schweiz nach Rottweil (Arae Flaviae) führte und von dort am östlichen Rand des Schwarzwaldes weiter nach Norden auf der Hochfläche westlich an Oberndorf vorbeilief. Sie erreichte unter den späteren Benennungen „Hochstraße, Heerweg, Heidenweg“ die Gegend westlich von Marschalkenzimmern, lief ganz nahe (westlich) an Dornhan vorüber, kam an Fürnsal vorbei und überschritt bei Bettenhausen das Glatt-tal, um auf der jenseitigen Anhöhe über den Kaltenhof und südlich von diesem Ort in Richtung Freudenstadt weiterzuführen. In der Nähe dieser Straße, und zwar an der Stelle einer Quelle, wel-che die Wasserversorgung garantierte, entstand nach und nach die mittelalterliche Siedlung Fürnsal.

 

Die im Lagerbuch des Klosters Alpirsbach von 1460/61 erwähnten Flurnamen „Under dem Brügel“ (= unter dem Brühl, d. h. unterhalb der Herrenwiese) und „Braite“ (heute: „Breite“, Altacker des Meierhofs) deuten auf einen hochmittelalterlichen Meierhof in Fürnsal hin. Um diesen Hof entstand nach und nach die hochmittelalterliche Rodungssiedlung.

 

Im Gewann „Hohe Mauer“ befindet sich eine mittelalterliche Wüstung und „Bei der alten Kirche“ liegen die Reste einer nicht genau zu lokalisierenden Kirche.

 


Kirche

Kirchlich war Fürnsal bis Anfang des 17. Jahrhunderts eine Filiale von Unterbrändi, des einzigen Pfarrorts der Herrschaft Sterneck. Als nach dem Aussterben der Herren von Brandeck das Lehen Sterneck von Württemberg eingezogen wurde (1589), begann Württemberg die Reformation in der Herrschaft Sterneck einzuführen. Ab 1589 führte der Dornhaner Pfarrer Johann Ittelhäuser die Re-formation in der Herrschaft Sterneck ein. Jedoch kam der Prozess der Reformierung erst 1593 mit der Entsendung eines lutherischen Pfarrers nach Unterbrändi zum Abschluss.

Auf Befehl Herzog Ludwigs von Württemberg wurde im Jahr 1593 dem neuen evangelischen Pfar-rer zu Unterbrändi die Hälfte des Großen Fruchtzehnten zu Fürnsal und Unterbrändi als Besoldung zugeteilt (neben anderen Einkünften). Die andere Hälfte des Großen Fruchtzehnten erhielten die Heiligenpflegen zu Fürnsal und Unterbrändi für Zwecke der Erhaltung der Kirche.

 

1612/16 gelangten die katholischen Herren von Ow als württembergische Lehensleute in den Besitz der Herrschaft Sterneck. Aufgrund eines zwischen Württemberg und den neuen Besitzern ausge-handelten Vertrags wurde 1612 die Kirche zu Unterbrändi an die katholischen Herren von Ow zu-rückgegeben und für den katholischen Gottesdienst wieder nutzbar gemacht. Im Gegenzug erklärten sich die Herren von Ow damit einverstanden, dass die evangelische Pfarrei von Unterbrändi nach Fürnsal verlegt wurde. Zur neuen evangelischen Pfarrei Fürnsal gehörten die Filialen Wälde, Brei-tenau, Geroldsweiler, Salzenweiler und Sterneck-Ort. Aufgrund des Vertrages von 1612 war die Ansiedlung von Katholiken in der Herrschaft Sterneck nur in der Burg Sterneck, im Pfarr- und Messnerhaus Unterbrändi und in einem einzelnen Hof außerhalb der sterneckischen Dörfer und Weiler gestattet. Die Freiherren von Ow, insbesondere Wildhans und Ferdinand Karl von Ow, verstießen im 17. und 18. Jahrhundert immer wieder gegen diese Regelung, indem sie auch in ande-ren Orten der Herrschaft Katholiken ansiedelten und die katholische Religion begünstigten.

 

1613 wurde in Fürnsal, wo es bis zu diesem Zeitpunkt weder ein Pfarrhaus noch eine Pfarrkirche gegeben hatte, für den ev. Pfarrer ein Pfarrhaus und im Jahre 1628 endlich auch eine Pfarrkirche erbaut.

 

Bis Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Fürnsal nur eine Kapelle, die auf der „hohen Mauer“ stand (heute heißen die Äcker „Kapellenäcker“). Nach einem Bericht aus dem Jahr 1618 war dieses Gotteshaus „ein baulos, elend Kappellin, darinnen nur ein Glöcklein, und ist ein Stück vom Schwibbogen des Chors herabgefallen. Mangelt auch ein Formula Concordiae, Kirchenordnung, Viti Theodorici Summarien, Kanten, Becken, Taufstein oder Tisch.“ In einem Visitationsbericht von 1625 berichtete der Dekan von Sulz über Fürnsal, „eine ganze Gemeinde, sonderlich der Pfar-rer, hätte gern, dass mit dem Kirchenbau ein Anfang gemacht würde, denn ihr Altkirchlein sei so gar im Abgang, dass der Pfarrer mit Lebensgefahr auf der Kanzel stehen müsse.“

 

Die evangelische Pfarrkirche von 1628 besaß ein Nikolaus-Patozinium. Das gleiche Patrozinium hatte auch die vorhergehende Kapelle besessen. St. Nikolaus war der Schutzpatron der Flößer, die in der Bevölkerung Fürnsals vertreten waren.

 

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde in den Jahren 1635-1639 von Fürnsal aus das nieder-gebrannte Marschalkenzimmern seelsorgerisch betreut. In der Zeit von 1638 bis 1642 war Fürnsal ohne Pfarrer und eine Filiale von Dornhan.

 


Neuerrichtung einer Pfarrkirche

Die alte 1628 erbaute Kirche wurde im Mai 1836 teils wegen bedeutender Schadhaftigkeit, teils weil sie zu klein war, abgebrochen und auf Kosten der Fürnsaler Stiftungspflege, welche auch den Fuhrlohn bestritt, während die Gemeinde nur die Grabarbeit bezahlte und zum Aufräumen des Schutts, Ausfüllen und Aufschlagen der Kirche Handfröhner bestellte, eine neue Kirche gebaut, welche im Oktober 1837 soweit fertig war, dass vom 15. Oktober an ununterbrochen Gottesdienst gehalten werden konnte. Am 21. Oktober 1838 wurde die neue Pfarrkirche feierlich eingeweiht. Laut Kostenüberschlag vom April 1836 hatte die neue Kirche ca. 4.500 Gulden gekostet. Die neue Orgel wurde mit einem Aufwand von 1.000 Gulden von Orgelbauer Braun gemacht. Die alte Orgel wurde in der Filialkirche zu Breitenau aufgestellt. Die Baulast an der neuen Kirche hatte die Kir-chenpflege. Im Jahr 1877 wurde der schadhaft gewordene Dachreiter (die Kirche von 1838 hatte ursprünglich keinen Turm) abgebrochen und mit einem Kostenaufwand von 3.300 Mark ein neuer schöner Turm errichtet. Im Jahre 1891 wurde eine Heizung in die Kirche eingebaut (Wasseralfinger Ofen, die Kosten beliefen sich auf ca. 500 Mark). 1896 wurde der Kirchplatz verbessert (Platten um die Kirche gelegt, Wasserableitung gemacht usw.) und im gleichen Jahr wurden auch neue Kirchen-fenster durch Glasermeister Salzer in Freudenstadt angefertigt. Das Jahr 1898 brachte die Ausma-lung und den Anstrich im Innern der Kirche unter der Leitung von Stadtpfarrer Hartmann in Dorn-han.

Im 20. Jahrhundert wurde die Pfarrkirche in mehreren Etappen erneuert und umgestaltet.

In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Fürnsaler Pfarrkirche einer umfassenden Erneuerung und Umgestaltung unterzogen. 1954 wurde die Sakristei, die Mauer und die Treppe erneuert. 1955 wurde das Kirchendach erneuert und 1960 fanden am Glockenturm Reparaturarbeiten statt. In den Jahren 1963-1964 wurde das Kircheninnere gründlich renoviert, eingeleitet in der Amtszeit von Pfarrer Gottfried Pangritz, der sich als Seelsorger für Schausteller und Zirkusleute in der Bundesre-publik Deutschland einen Namen gemacht hatte, und zu Ende geführt in der Amtszeit von Pfarrer Ulrich Zanziger. Bei diesen Renovierungs- und Umbaumaßnahmen wurden die Seitenemporen ab-gebrochen, um dem Kirchenschiff mehr Licht zu geben. Kanzel und Orgel wurden in der gleichen Höhe wie der Altar neu aufgestellt. Auf der Altarwand brachte Professor Sinkwitz aus Stuttgart ein Auferstehungsbild an. 1965 wurde schließlich das Äußere der Pfarrkirche erneuert.

 


Neubau des Pfarrhauses

Das nahe der Kirche gelegene ansehnliche Pfarrhaus, welches der württembergische Staat zu bauen und zu unterhalten hatte, wurde in den Jahren 1838 bis 1839 neu aus Sandstein erbaut. 1905 wurde das Haus folgendermaßen beschrieben: „Im Haus befinden sich im unteren Stockwerk 3, im mittle-ren Stockwerk 4 bewohnbare Zimmer; außerdem befinden sich im unteren Stockwerk eine mit Plat-ten belegte Bügelkammer und eine Waschküche, im mittleren Stockwerk die Küche und Speise-kammer, im obersten Stockwerk ein Dachstübchen, eine Magdkammer und der Bühnenraum mit Schwarzwäschekammer. Das Haus ist in gutem Stand“. 1906 wurde im Pfarrhaus eine Wasserlei-tung eingerichtet.

 


Ortsbeschreibung aus dem Jahr 1863

Die Beschreibung des Oberamts Sulz von 1863 enthält eine ausführliche Beschreibung des Dorfes Fürnsal. Die Ortsbeschreibung gibt interessante Einblicke in die bauliche Struktur des Dorfes, in die Vermögensverhältnisse der Einwohner, in die Infrastruktur im Allgemeinen, in die gewerblichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse usw. Man erfährt viel Interessantes über den Zustand des Dorfes und seine Bewohner in der Zeit um 1860. Hier einige Auszüge:

 


„Der nicht große, uneben angelegte, jedoch freundliche, ziemlich reinlich gehaltene Ort liegt 2 ½ Stunden westlich von der Oberamtsstadt [Sulz] an einem Bergabhange gegen das Dir-nenbachthal. Nahe am Ort beginnt das in das Bettenhauser Thal eingehende Erdenthal. Nordöstlich vom Ort erhebt sich frei der Bettenberg, von dem man eine ausgedehnte Fern-sicht an die Alp und über den Schwarzwald genießt.

Die Gebäude sind meist stattliche Bauernhäuser (Wohnung und Scheune unter einem Dache), welche auf den Wetterseiten verschindelt und theilweise auch mit Schindeln gedeckt sind.

An der Ostseite des Dorfs steht frei die Pfarrkirche, welche an der Stelle der früheren, im Jahr 1628 erbauten, im Jahr 1836 im modernen Rundbogenstyl neu erbaut wurde; [...].

Vor die Kirche sind zwei Linden gepflanzt worden, wie überhaupt im Ort selbst mehrere schönwüchsige Linden stehen.

Das nahe der Kirche gelegene ansehnliche Pfarrhaus, welches der Staat zu bauen und zu un-terhalten hat, wurde im Jahr 1838 bis 1839 neu aus Stein aufgebaut und befindet sich in gu-tem baulichen Zustande [...].

Der außerhalb (südöstlich) des Orts gelegene, ummauerte Begräbnisplatz wurde 1841 erwei-tert.

Das ansehnliche, geräumige Schulhaus enthält außer den Schulzimmern auch die Wohnung des Schulmeisters und ein Gelaß für den Gemeinderath. An der Schule ist nur ein Schulmeis-ter angestellt. Ein Gemeinde-Backhaus, ein Waschhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Ein sehr reichhaltiger vierröhriger Brunnen im unteren Theil des Orts und ein reichlicher Pumpbrunnen im oberen Dorf liefern hinreichendes gutes Trinkwasser; der Ablauf des vier-röhrigen Brunnens wird zur Wässerung der Dorfwiesen benützt. Außerhalb des Orts befinden sich mehrere Quellen, von denen der sogenannte waidliche Brunnen in der Nähe des Orts und der Brunnen bei der Sägmühle die bedeutendsten sind. Eine periodisch fließende Quelle (Hungerbrunnen) entsteht in nassen Jahrgängen im sogenannten Grund gegen Bettenhausen.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind geordnet und sehr fleißig in Feld und Wald; sie [unter]theilen sich in eigentliche Bauern und Taglöhner. Die Bauern besitzen zum Theil ein schönes Vermögen an Waldungen, Felder und auch Kapitalien und zwar die Begütertsten 120 Morgen Felder und 60-70 Morgen Waldungen, die Mittelbegüterten 30-40 Morgen Felder und 4-6 Morgen Wald und die Taglöhner 5-12 Morgen Felder.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und besonders der Ertrag aus den Wal-dungen; die ärmere Klasse findet vielen Verdienst bei der Flößerei und durch Arbeiten in den Waldungen. Es werden jährlich nicht nur etwa 160 Scheffel Dinkel und 150 Scheffel Haber, sondern auch für 4-5.000 Gulden Holz nach außen verkauft. Überdieß sichert der Handel mit Rindvieh, Pferden und gemästeten Schweinen den Einwohnern eine namhafte Einnahme. [...]

Von den Gewerben sind nur eine Schildwirthschaft, ein Krämer und eine im Heimbachthale gelegene, gut eingerichtete Sägmühle zu nennen. [...]

Auf der Markung kommt nicht selten Grunderz dem Lehm beigement vor.

Die Luft ist etwas scharf, übrigens gesund; schädliche Frühlingsfröste und Hagelschlag kommen selten vor.


Neuaufbau der Fürnsaler Feuerwehr (vor allem Bildung einer Pflichtfeuerwehr)

In den 1880er-Jahren wurde die Fürnsaler Feuerwehr neu aufgebaut. Erst in dieser Zeit entstand im Ort ein für damalige Verhältnisse modernes Feuerwehrwesen. Bis Anfang der 1880er-Jahre war die Fürnsaler Feuerwehr in Rotten eingeteilt, an deren Spitze ein Rottenmeister stand. Es gab zwei Rot-ten, eine östliche und eine westliche. Das Rottensystem war aber ineffizient und nicht mehr zeitge-mäß.

 


Anschluss an die Wasser- und Elektrizitätsversorgung

Am 15. April 1905 wurde in Dornhan die Heimbachwasserversorgungsgruppe gegründet. Zu den fünf Gründungsmitgliedern zählte neben den Gemeinden Beffendorf, Hochmössingen, Marschal-kenzimmern und Dornhan auch die Gemeinde Fürnsal. Zweck des Gemeindeverbands war die Ver-sorgung der Bevölkerung mit Trink- und Nutzwasser. Die Kosten für den Bau des Wasserleitungs-netzes (ohne Kosten für Privatleitungen), der Quellfassungen und der sonstigen Wasserbauten wur-den von den Verbandsgemeinden nach dem Verhältnis der jeweiligen Einwohnerzahl getragen. Eine Ausnahme machte hierbei die Gemeinde Fürnsal, sie bezahlte an den Ausführungskosten die Pau-schalsumme von 25.000 Mark (ursprünglich war eine Pauschalsumme von 30.000 Mark vorgesehen gewesen, die später aber ermäßigt wurde). Die bereits vorhandene Ortswasserleitung der Stadtge-meinde Dornhan mit dem Hochreservoir auf der Bühlerhöhe, die 1889 von John Bühler gestiftet worden war, wurde von der Heimbachwasserversorgungsgruppe übernommen und in die neue Was-serversorgung integriert.

Elektrisches Licht und elektrische Kraft waren um 1900 nicht selbstverständlich. Erst 1910 wurde die Gemeinde Fürnsal an das Stromnetz angeschlossen.

Der Anschluss an die Stromversorgung war möglich geworden, nachdem die Besitzerin des Elektri-zitätswerks Glatten, die Aktiengesellschaft Körting’s Electricitäts-Werke Berlin, eine elektrische Hochspannungsleitung von Glatten nach Neuneck, Leinstetten, Bettenhausen, Fürnsal, Hopfau und Dürrenmettstetten mit Niederspannungsleitungen in die einzelnen Ortschaften errichtet hatte. Im Sommer 1910 brannten im Fürnsaler Schul- und Rathaus und in einzelnen Haushalten der Gemein-de erstmals elektrische Lampen. Die Zuleitungen zu den Häusern, Hausleitungen, Stromzähler und Glühlampen hatte das Elektrizitätswerk Glatten installiert, das auch für die Wartung der elektri-schen Leitungen und des im Ort befindlichen Transformatorenhäuschens verantwortlich war. Die Stromabnehmer waren verpflichtet, Reparaturen und Installationsarbeiten ausschließlich von Instal-lationsmonteuren der Überlandwerke Glatten durchführen zu lassen.

Die Hausinstallation erfolgte grundsätzlich an der Wand oder der Decke. Die Kupferleitungen wa-ren mit einer schwarzen Gummiisolierung und meist einer teergetränkten Juteumhüllung versehen. Die Installation dieser Drähte erfolgte anfangs noch auf Isolatoren. In den 1920er-Jahren wurden die Drähte aber dann in Rohre eingezogen. Für die Porzellanindustrie waren Schalter, Sicherungen und Abzweigdosen ein bedeutender Anteil in der Produktion. Sehr selten wurden auch Steckdosen eingebaut, pro Haus dann höchstens eine. Die elektrische Spannung des in den Haushalten verwendeten Stroms betrug nur 110 Volt.

Der Anschluss an die Stromversorgung brachte auch für die landwirtschaftlichen Betriebe in Fürn-sal erhebliche Verbesserungen; jetzt konnten insbesondere zum Futterschneiden und Dreschen Ma-schinen mit Elektromotoren eingesetzt werden. Laut Stromanschluss und -lieferungsvertrag vom August 1909 mussten freilich alle Elektromotoren und Glühbirnen bei der Besitzerin des Elektrizi-tätswerks Glatten, der Körting’s Electricitäts-Werke AG, beschafft werden. Für den Strom-verbrauch der Elektromotoren, die nur zum Futterschneiden und Dreschen benutzt wurden, verlang-te das Elektrizitätswerk vom einzelnen Konsumenten pro Jahr und pro Stück Vieh einen Pauschal-betrag von 5 Mark; ansonsten erfolgte die Berechnung der Stromgebühren auf der Grundlage des tatsächlichen Verbrauchs anhand von Stromzählern zuzüglich einer monatlich zu bezahlenden Mie-te für den Stromzähler. Während der Stunden des „maximalen Lichtbetriebs“ nach eingetretener Dunkelheit und vor beginnender Morgendämmerung war der Betrieb von Elektromotoren untersagt. Um 1920 gab es in Fürnsal 31 Personen, die vor allem zum Dreschen und Futterschneiden einen Elektromotor mit einer Motorengröße von zwischen 3 und 5 PS besaßen. In Notzeiten, so vor allem während und unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, wurde der Strom wegen Kohlenmangels oft abgestellt.

 


Schulhausneubau 1923-1925

Im Inflationsjahr 1923 entschloss sich die Gemeinde Fürnsal, ein neues Schulhaus mit Lehrer-dienstwohnung im Gewann „Grund“ zu erbauen. Die Pläne und den Kostenvoranschlag fertigte Oberamtsbaumeister Göhring aus Sulz. Laut vorläufiger Kostenberechnung vom 14. Juni 1923 be-trug der Bauaufwand 185 Millionen (Inflations-)Mark. Die Grab- und Maurerareiten für das neue Schulhaus leistete die Rottweiler Baufirma Weber, die Zimmerarbeiten verrichtete Zimmermeister Bronner aus Leinstetten. Für die gesamten Baukosten kam die Stiftungspflege Fürnsal auf. Der Neubau wurde im Sommer 1923 begonnen und ruhte dann im Rohbau über die Dauer der höchsten Geldentwertung. Im Frühjahr 1924 wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und um die Jah-reswende 1924/25 in der Hauptsache beendet. Die Kosten für den Schulhausbau betrugen über 18.000 Mark. Zur Bestreitung eines Teils der Baukosten musste die Stiftungspflege 750 Festmeter Langholz aus dem Stiftungswald verkaufen. Ein Staatsbeitrag zu den Baukosten, um den die arme Gemeinde gebeten hatte, wurde vom württembergischen Kultministerium abgelehnt. Infolge der umfangreichen Holzverkäufe für den Schulhausneubau war der 11 Hektar große Stiftungswald, der seit der Geldentwertung das einzige Vermögensobjekt der Stiftungspflege darstellte, so mitgenom-men, dass die frühere Jahresnutzung von 80 Festmeter auf insgesamt 30 Festmeter zurückging.

 

1925 wurde das alte Schul- und Rathaus, das zu ¾ der bürgerlichen Stiftungspflege und nur zu ¼ der Gemeinde gehörte, ganz an die Gemeinde verkauft, um in erster Linie für das Rathaus weitere Räumlichkeiten zu gewinnen (der Kaufpreis für die ¾ Anteile der Stiftungspflege betrug 6.000 Mark). Das im alten Schul- und Rathaus befindliche ehemalige Schullokal wurde künftig als Ge-meindesaal sowie für den Handarbeits-, Religions- und Konfirmandenunterricht verwendet.

 




Ehemaliger Steinbruch am Bettenberg. Das Foto ist um das Jahr 1922 aufgenommen worden. In dieser Zeit sind die gebrochenen Steine für das Schulhaus und die Straße nach Dornhan verwendet worden.


Zusammenschluss mit Bettenhausen, Dornhan, Leinstetten und Marschalkenzimmern zur neuen Stadt Dornhan

Ende der 1960er-Jahre konnten viele kleine Gemeinden die ihnen zugewiesenen Aufgaben kaum oder nur mit großer Mühe noch wahrnehmen, weil es ihnen an Verwaltungs- und Finanzkraft fehlte. Der Gebietszuschnitt der meisten Gemeinden stammte aus einer Zeit, in der 90 % der erwerbstäti-gen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig war und 10 % im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich. Dieses Verhältnis hatte sich jedoch bei vielen Gemeinden umgekehrt oder zumindest dahingehend verändert, dass der Dienstleistungssektor und das produzierende Gewerbe starke Zuwächse verzeichneten. Auch in Fürnsal war die Zahl der im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor tätigen Personen erheblich gestiegen. Der Lebensbereich hatte sich weit über die herkömmlichen Markungsgrenzen hinaus ausgeweitet. Die Beziehungen zwischen der Stadt Dornhan, die schon seit langem die Funktion eines zentralen Ortes hatte, und den kleineren Umlandgemeinden Bettenhausen, Busenweiler, Fürnsal, Leinstetten und Marschalkenzimmern wurden immer intensiver (schulische und kirchliche Verbindungen, Beziehungen und Verflechtun-gen auf gewerblichem Gebiet, dem Gebiet der Infrastruktur und des Fremdenverkehrs usw.).

Im Rahmen der von der Landesregierung Anfang der 1970er-Jahre eingeleiteten Verwaltungsreform sollte die vielerorts in Baden-Württemberg bestehende kleingemeindliche Struktur durch die Schaf-fung größerer Kommunen mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von ca. 5.000 Einwohner überwunden werden (Gemeindereform). Durch diese Gemeindereform sollte die Leistungsfähigkeit der Gemeindeverwaltungen gestärkt, Planung und Finanzen der Kommunen verbessert und Kosten eingespart werden.

Freiwillige Gemeindezusammenschlüsse im Rahmen der Gemeindereform wurden mit teilweise hohen finanziellen Zuwendungen des Landes gefördert. Der Stadt Dornhan und den Gemeinden Bettenhausen, Fürnsal, Leinstetten und Marschalkenzimmern wurden im Falle einer Fusion Mehr-zuweisungen in Höhe von jährlich einer Viertel Million DM in den ersten fünf Jahren ab 1. Januar 1973 in Aussicht gestellt.

 

Aufgrund der zahlreichen Beziehungen und Verflechtungen bot sich ein Zusammenschluss der Ge-meinden Fürnsal, Bettenhausen, Leinstetten und Marschalkenzimmern mit der Stadt Dornhan an. In zahlreichen Sitzungen arbeiteten die Gemeinderäte von Bettenhausen, Dornhan, Fürnsal, Leinstet-ten und Marschalkenzimmern 1971/72 eine Vereinbarung über die Vereinigung zur neuen Stadt Dornhan aus. Vor der Entscheidung, ob diese Vereinbarung wirksam werden sollte, wurden die Bürger der betroffenen Gemeinden in einer Bürgeranhörung am 20. Februar 1972 befragt. Die Stimmzettel der Bürgeranhörung hatten folgenden Wortlaut: „Ich wünsche die Vereinigung der Stadt Dornhan und der Gemeinden Bettenhausen, Fürnsal, Leinstetten und Marschalkenzimmern, alle Landkreis Horb, zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen ‚Dornhan‘, wobei die Bezeichnung Stadt weitergeführt werden soll. Ja - Nein“ (‚Ja‘ oder ‚Nein‘ konnte von den Bürgern angekreuzt werden). Bei der Abstimmung am 20. Februar 1972 entschieden sich 76 Bürger (62,3 % der abge-gebenen gültigen Stimmen) für eine Vereinigung zur neuen Stadt, während 46 Bürger mit ‚Nein‘ stimmten und eine Vereinigung ablehnten (37,7 % der abgegebenen gültigen Stimmen). Damit hatte sich die Mehrheit der Bürger, die an der Abstimmung teilnahmen, für eine Vereinigung und damit für die Fusionsvereinbarung ausgesprochen. Die Abstimmungsbeteiligung lag freilich nur bei 57,2 % (nur 123 Bürger gingen zur Abstimmung). Aufgrund des Abstimmungsergebnisses stimmte der Fürnsaler Gemeinderat noch am gleichen Tag per Beschluss der Vereinigung der Sadt Dornhan und der vier Gemeinden zur neuen Stadt Dornhan zu. Auch in den übrigen Gemeinden und in der Stadt Dornhan votierte eine Mehrheit der Bürger, die zur Abstimmungsurne gingen, für eine Fusion zur neuen Stadt Dornhan.

 

Die Vereinbarung über die Vereinigung trat am 1. März 1972 in Kraft. Zum ersten Bürgermeister der neuen Stadt Dornhan wurde Günter Wößner gewählt. Laut Paragraph 1 der Vereinbarung bilde-ten die bisherige Stadt Dornhan, ihr Stadtteil Gundelshausen und die bisherigen Gemeinden Betten-hausen, Fürnsal, Leinstetten und Marschalkenzimmern Stadtteile der neuen Stadt Dornhan. Verwal-tungssitz der neuen Stadt ist laut Paragraph 2 der Vereinarung der Stadtteil Altdornhan. Die neue Stadt führte die unechte Teilortswahl ein. Gemäß Paragraph 4 Absatz 2 der Vereinbarung wurden die Sitze im neuen städtischen Gemeinderat wie folgt verteilt (Stand 1972): Altdornhan stellte 4 Gemeinderäte, Gundelshausen, Bettenhausen und Fürnsal jeweils einen, Leinstetten zwei und Marschalkenzimmern drei Gemeinderäte. Nach Paragraph 5 der Vereinbarung wurde in der neuen Stadt Dornhan die Ortschaftsverfassung eingeführt, und zwar bekamen die neu eingerichteten Ort-schaften Altdornhan-Gundelhausen und Bettenhausen-Leinstetten jeweils einen Ortsvorsteher und je 8 Ortschaftsräte, die neue Ortschaft Fürnsal erhielt einen Ortsvorsteher und 5 Ortschaftsräte und die neue Ortschaft Marschalkenzimmern einen Ortsvorsteher und 6 Ortschaftsräte (Stand 1972). Außerdem wurden in den Ortschaften Bettenhausen-Leinstetten, Fürnsal und Marschalkenzimmern örtliche Verwaltungen eingerichtet.

 


Bräuche

An Bräuchen sind überliefert:

Die „Nikel“ (örtliche Nikoläuse):

Dieser Brauch wird nicht mehr geübt. Er ist in der Nachkriegszeit bis Anfang der 70-er Jahre prak-tiziert – allerdings modifiziert – worden.

Die „Nikel“ sind in ihrer ersten Generation eine Gruppe junger erwachsener Männer gewesen, die in der Weihnachtszeit (zumeist am Heiligen Abend) in die Häuser gegangen sind und die Kinder einen Vers aufsagen oder ein Lied vortragen ließen. Sie haben dabei durch die Art des Auftretens bei Kindern großen Respekt, zumeist aber Furcht ausgelöst, insbesondere durch Drohung „Wir ste-cken dich in den Sack und nehmen dich mit“ oder durch Rasseln mit ihren um die Schulter gehäng-ten schweren Eisenketten. Die Kinder jedenfalls sind froh gewesen, wenn dieser Bestandteil der Weihnachtszeit überstanden war.

In damaliger Zeit haben noch andere Erziehungsmaßstäbe gegolten: „Brav sein“ im Sinne von Folgsamkeit gegenüber Erwachsenen ist für die Kinder oberstes Gebot gewesen.

In späteren Jahren sind die Nikel dann zumeist nur noch einzeln ausgezogen und haben sich nicht mehr derb gebärdet oder sich in Erziehungsfragen geübt, sondern sind als freundliche Weihnachts-männer aufgetreten, und sind von zwar aufgeregten Kindern, aber mit glänzenden Augen, empfan-gen worden. Die Augen geglänzt haben nach mehreren solcher Hausbesuche nicht selten auch dem Nikel selbst. Nicht nur, weil er Kindern viel Freude bereitet hat, sondern auch wegen des Alkohol-genusses. Es ist nämlich Übung gewesen, dem Nikel seinen Besuch in Naturalien, in Form eines verabreichten Schnapses, zu vergelten.

Das Ringscholdern

Als weiterer örtlicher Brauch ist das „Ringscholdern“ überliefert.

Das Scholdern ist ein Würfelspiel – also Glücksspiel – mit Geldeinsätzen. Gespielt wird um einen Ring, ein Gebäck aus Hefeteig in Form einer großen Brezel. Teilnehmen können in einer Spielrunde jeweils drei oder vier Spieler, je nach Höhe des vorher festgelegten einheitlichen Geldeinsatzes. Wenn die Einsätze gesetzt sind, werden drei Würfel aus einem Becher geworfen. Derjenige Spieler, der die höchste Zahl würfelt, hat den Ring gewonnen. Danach beginnt das Spiel immer wieder von neuem, solange, wie sich genügend Mitspieler finden.

Der Brauch erfreut sich wegen seines hohen Unterhaltungswerts seit unvordenklicher Zeit einer großen Beliebtheit. Er hat bei der Kirbeveranstaltung der Feuerwehr alljährlich einen festen Platz.